Ist Reisen noch gerechtfertigt?

In letzter Zeit habe ich mir viele Gedanken gemacht.

Gedanken über die Welt, meine Familie und mich. Schon bevor Fynn auf der Welt war, habe ich versucht, Mutter Erde mit meinem Dasein möglichst wenig auf den Sack zu gehen.

Ich habe vor ewiger Zeit meine heißgeliebte Nespresso Maschine gegen eine Kaffeepresse und letztendlich dann in einen Kaffevollautomat eingetauscht.

Wir kaufen unsere Lebensmittel hauptsächlich auf dem Markt, in Metzgereien und im Biomarkt ein. Wenn wir im Supermarkt dann doch mal Gemüse kaufen, dann kaufen wir möglichst regional und vermeiden weitestgehend Plastik. Und Fleisch gibts bei uns so selten, dass wir eigentlich behaupten können, wir ernähren uns zuhause überwiegend vegetarisch.

Leitungswasser haben wir schon vor einiger Zeit lieben gelernt und Coffee-to-go gab es bei uns sowieso noch nie wirklich. Ich glaube die Becher hierfür lassen sich tatsächlich an einer Hand abzählen.

Den Kleidungs-Konsum und den Konsum allgemein habe ich in der letzten Zeit auch massiv eingeschränkt. Ich überlege bei allem was ich kaufe, brauchen wir das wirklich? Kann ich das auch gebraucht irgendwo kriegen? Hält es vielleicht länger, wenn ich in eine bessere Qualität investiere? Sogar bei Spielsachen und sonstige Dinge für Fynn reiße ich mich regelrecht am Riemen und kaufe nur bewusst! Bis jetzt wurde auch alles noch verwendet und sogenannte Fehlkäufe gibt es nicht mehr…und glaubt mir, ich hab schon einiges gesehen…da explodieren manche Wohnzimmer vor buntem Spielzeug und man weiß gar nicht wo man zuerst hingucken soll. Auch einen begehbaren Kleiderschrank brauche ich nicht mehr…ich bin sogar immer noch eher am ausmisten, als am wieder neu horten…und habt ihr mich schon mal nackt rum laufen sehen, weil ich nichts mehr anzuziehen habe? Na also…

Das Thema „Wäsche waschen“ hat man als frischgebackene Eltern auch mit dem ein oder anderen und es erschreckt mich, wieviele zum Trocknen der Wäsche regelmäßig! den Trockner benutzen. Nicht nur das diese Teile an sich schon die Umwelt belasten, die Kleidung wird dadurch bestimmt auch nicht länger halten.

Unser Auto steht die meiste Zeit im Innenhof…pro Monat fahren wir vielleicht 4-6 mal…alles andere wird mit dem Rad oder zu Fuß erledigt…geht auch gut, wenn man in der Stadt wohnt 🙂

Ich liebe den Eiskaffee von einer Eisdiele, welche leider keine Tische und Stühle hat und somit auch keine Möglichkeit den Eiskaffee in richtigen Gläsern anzubieten…auch hierfür haben wir eine Lösung gefunden…das einzige was ich noch nicht in meine Routine bekommen habe ist, einen scheiß Löffel einzustecken, damit ich auch auf die Plastik-Löffel verzichten kann…aber ich arbeite stets an mir und schäme mich, wenn ich auch nur den kleinsten Plastik-Fetzen in der Hand habe…und wisst ihr was? Das ist auch gut so…

Wir sind jetzt generationsmäßig da angekommen, wo wir uns über unser Machen und Tun immer bewusster werden und das wir uns dafür schämen, wenn wir mal nicht richtig handeln, ist auch super. Denn nur so kann sich auf Dauer auch etwas ändern.

Nicht jeder von uns schafft all diese Dinge, die unserer Umwelt gut tun, aber wenn jeder auf etwas verzichtet was ihm leicht fällt, ist schon vieles getan.

Meine kleine Familie tut also ein bisschen etwas für die Umwelt, aber ein Laster wird uns bleiben…das Reisen.

Und ich nenne es bewusst reisen und nicht „Urlaub machen“.

“Der Reisende sieht, was er sieht; der Tourist sieht, was er besucht.“ – G.K. Chesterton

Natürlich machen wir noch Urlaub, im Sinne von, wir lassen es uns dort gut gehen. Und verdammt ja…wir fliegen. Aber! Ich kann von mir persönlich sprechen, ich habe von jeder einzelnen Reise etwas gelernt, meine Persönlichkeit wie sie heute ist, das bewusstere Leben, das auch an andere denken, das alles was mich heute zu einem besseren Menschen gemacht hat, das war ich natürlich ansatzweise auch schon vorher, aber verfeinert und weiter geprägt, haben das die Reisen in ferne Länder.

“Ich habe viele Leute in Europa getroffen. Ich bin sogar mir selbst begegnet.” – James Baldwin

“Die Welt ist ein Buch und diejenigen, welche nicht reisen, lesen nur eine Seite.“ – St. Augustine

In Deutschland genießen wir so unglaublichen Luxus. Ich weiß…dass es uns hier unfassbar gut geht..das sollte ein Reisender bei seiner Wiederkehr auch wertschätzen können.

Ich finde auch, dass eine Greta Thunberg ohne schlechten Gewissens fliegen dürfte, schließlich hat sie eine gute Mission…

Wer hingegen meiner Meinung nach nicht fliegen dürfte, ist der typische Tourist, der sich in einem anderen Land aufführt, als gehöre ihm die ganze Welt. Diejenigen die nach dem Flug am Besten noch auf ein Kreuzfahrtschiff steigen um sich dort den Ranzen voll zu hauen und sonst absolut nichts über die Menschen oder die Kultur des Landes lernen an dem sie gerade vorbei düsen. Und Rassisten…Leute ernsthaft? Als Rassist zu reisen ist ungefähr so als würde man als Veganer in das neue angesagte Steak-Restaurant gehen.

“Wenn du die Speisen ablehnst, die Brauchtümer ignorierst, die Religion fürchtest und die Menschen meidest, bleibst du besser Zuhause.“ – James Michener

“Reisen ist fatal für Vorurteile, Bigotterie und Engstirnigkeit.“ – Mark Twain

Also, wenn diejenigen, die sich im Urlaubsland ein Schnitzel bestellen, sich über anders-sprechende Menschen aufregen oder sowieso alles „fremde“ Scheiße finden, einfach zu Hause bleiben würden…dann könnten auch diejenigen die sich durch das Reisen weiterentwickeln und weltoffener werden…(sollte man Nazis auf Zwangsreisen schicken?) ohne schlechten Gewissens weiter reisen!

Genau genommen schadet ja schon die reine Existenz des Menschen der Umwelt…zu 100% grün könnten wir also nur sein, wenn wir unser eigenes Leben beenden…und das ist ja auch nicht erstrebenswert!

Ich werde hier demnächst wieder etwas aktiver sein und über unser womöglich letztes? Umwelt-Laster wieder mehr berichten.

Es folgen also demnächst die Blog-Einträge über die Toskana und die Türkei…außerdem über den letzten Urlaub – Portugal – das wird vor allem spannend, weil es der erste mit Baby war. Wir sehen uns! Bleibt geschmeidig, weltoffen und so grün wie es für euch möglich ist!

“Zögere nie, weit fortzugehen, hinter alle Meere, alle Grenzen, alle Länder, allen Glaubens.“ – Amin Maalouf

 

 

 

 

 

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